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Was jetzt zu tun ist, um den Arbeitskräftemangel zu entschärfen

40 Prozent aller zugewanderten Fachkräfte bleiben nur rund zwei Jahre. „Wir müssen den Motiven dafür auf den Grund gehen. Was bewegt zugewanderte Fachkräfte wieder wegzuziehen? Was würde sie von diesem Schritt abhalten? Das gilt es zu analysieren und in weiterer Folge Maßnahmen zu entwickeln, die den Verbleib dieser hochqualifizierten Fachkräfte in Vorarlberg sicherstellen“, so NEOS-Klubobfrau Sabine Scheffknecht. 

Die NEOS fordern eine Senkung der Lohnnebenkosten, die Abschaffung der Kalten Progression und bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Weiters haben die NEOS einen Antrag zur Durchführung einer umfassenden Analyse der Lebens- und Bedürfniswelten von Fachkräften eingebracht. Auf Basis dieser Analyse soll ein Aktionsplan entstehen. Ziel sei eine nachhaltige Bleibekultur für qualifizierte Fachkräfte zu entwickeln, erklärt Scheffknecht.

Die Wirtschaft wird österreichweit zunehmend durch einen verschärften Fachkräftemangel ausgebremst. Seit einigen Jahren bekannt, wurde dieser durch Corona noch verstärkt. Der derzeitige wirtschaftliche Aufschwung steigert die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Laut Konjunkturumfrage der Vorarlberger Industrie fehlt es aber an Personal. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wollen in den kommenden Monaten zusätzliches Personal einstellen. Doch für rund zwei Drittel der Unternehmen ist die Suche nach (geeignetem) Personal ein Problem. Der Fachkräftemangel verursache bei rund 80 Prozent der Unternehmen sogar größere Probleme, es werden dabei Umsatzeinbußen bis über fünf Prozent beziffert. „Die langfristigen Folgen des Arbeits- und Fachkräftemangels wären fatal: Das Wirtschaftswachstum wird ausgebremst, es kommt zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationskraft sowie der Chancen auf Aufstieg und Wohlstand. Die Situation ist für Unternehmen zunehmend eine Belastung“, so Sabine Scheffknecht. Das Problem zeichne sich bereits seit Jahren ab, jetzt spitze sich die Lage immer mehr zu. Die ÖVP, die seit Jahrzehnten die Wirtschaftsminister:innen und auch den Wirtschaftslandesrat in Vorarlberg stellt, hat zu lange zugesehen, ohne Reformen anzugehen, kritisiert die NEOS-Klubobfrau.

Die NEOS sehen u.a. diese Gründe für den Mangel an Arbeits- und Fachkräften:

  • Zu hohe Steuern: Österreich ist bei der Belastung des Faktors Arbeit ein Hochsteuerland. Es braucht daher eine weitere Senkung der Lohnnebenkosten. Um die Nettogehälter dauerhaft zu erhöhen, sollte die schon oft angekündigte Abschaffung der kalten Progression endlich umgesetzt werden. „Seit Jahren wird davon geredet, jetzt will man im Finanzministerium einmal vorsichtig mit der Prüfung der Abschaffung beginnen. In diesem Tempo kommen wir nicht weiter. Den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern muss mehr von ihrem Gehalt übrigbleiben“, so Scheffknecht.
  • Kinderbetreuungsangebot als Standortfaktor: Besonders Arbeitnehmer:innen von außerhalb Vorarlbergs, die hier noch kein soziales Netz aufgebaut haben, sind auf institutionelle Kinderbetreuungsmöglichkeiten angewiesen, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren. „Hier gibt es noch viel Luft nach oben. Die ÖVP hat in diesem Bereich einfach den gesellschaftlichen Fortschritt der vergangenen Jahre verpasst. Es braucht einen Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtstag eines Kindes bis ins Volksschulalter unabhängig vom Wohnort. Elternschaft und Vollzeitberufstätigkeit darf kein Widerspruch sein“, fordert Scheffknecht einmal mehr.
  • Fehlende Bleibekultur: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Wirtschaft Fachkräfte im Ausland anwerben. Heute werden hochqualifizierte Fachkräfte mit höchstspezifischen Ausbildungen gesucht. Studien zeigen, dass Fachkräfte von außerhalb aber nicht in Vorarlberg bleiben wollen, weil sie sich hier nicht ausreichend wohl fühlen. 40 Prozent bleiben weniger als zwei Jahre. Hauptursache seien Schwierigkeiten bei der Integration. „Es braucht eine lebendige Willkommenskultur für Arbeits- und Fachkräfte, die nach Vorarlberg kommen“, betont Scheffknecht. 

Die NEOS haben im Landtag aus diesem Grund drei Anträge eingebracht, die sich der schwierigen Situation am Arbeitsmarkt aus unterschiedlichen Perspektiven und Problemfeldern widmen.

 

Qualifizierte Zuwanderung – Wenn Fachkräfte nicht bleiben

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Wirtschaft Arbeits- und Fachkräfte von außerhalb Vorarlbergs anwerben. „In Vorarlberg gibt es zahlreiche innovative Unternehmen, teilweise Weltmarktführer in ihren Gebieten, die auf der Suche nach hochqualifizierten Mitarbeitern sind. Im Wettbewerb um die besten Köpfe müssen wir den potenziellen Fachkräften etwas bieten, das die anderen Länder nicht haben. Was das genau ist, gilt es herauszufinden und dann dementsprechend zu handeln“, so Sabine Scheffknecht. Derzeit bleiben Fachkräfte aus dem Ausland nur für maximal zwei Jahre hier. Den Motiven dafür wollen die NEOS auf den Grund gehen. In ihrem Antrag fordern sie eine Zusammenarbeit mit Systempartnern wie der Marke Vorarlberg und den Sozialpartner:innen sowie Migrations- und Integrationsexpert:innen. Es soll außerdem eine Analyse über die Lebenswelt zugewanderter Fachkräfte durchgeführt werden, um Gründe über deren Abwanderung zu erheben. Aus den Erkenntnissen dieser Untersuchung soll in weiterer Folge ein Aktionsplan für eine nachhaltige Bleibekultur abgeleitet werden, so der Plan der NEOS.

 

Zukunftsweisende Personal- und Ausbildungsplanung im Bildungsbereich sicherstellen

„Um Arbeits- und Fachkräften überhaupt Kinderbetreuungsplätze anbieten zu können, braucht es mehr Personal. Derzeit gibt es erhebliche Probleme ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – das Problem erstreckt sich von der Kleinkindbetreuung bis hin zur Oberstufe. Derzeit wird nur an kosmetischen Einzelmaßnahmen gearbeitet und kein Gesamtplan mit einer konkreten Zielsetzung verfolgt“, kritisiert Sabine Scheffknecht. Sie fordert eine Personal- und Ausbildungsplanung für den gesamten Bildungsbereich, besonders für die Elementarpädagogik. Darüber hinaus soll ein effektives und zielgerichtetes Maßnahmenbündel entwickelt werden, um dem zukünftigen, quantitativen und qualitativen Personalbedarf gerecht zu werden. Ein Monitoring-System soll in weiterer Folge nicht nur darüber Auskunft geben, ob die erwünschte Wirkung erzielt wurde, sondern zudem als langfristiges Steuerungsinstrument dienen.

 

Die besondere Situation der Grenzgänger:innen verbessern

Die Pandemie hat das Arbeiten von zu Hause aus befördert. Der Wunsch und Bedarf im Home Office zu arbeiten wird auch lange nach Corona erhalten bleiben. Damit wachsen nicht nur die Anforderungen an die Unternehmen hinsichtlich Innovationsfähigkeit und Flexibilität, sondern ebenso an die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Insbesondere für Vorarlberg mit seinen vielen Grenzgänger:innen ergeben sich daraus in puncto Sozialversicherung neue Aufgaben. Hier existieren Vorgaben, die zwischen Wohn- und Arbeitsort unterscheiden und komplizierte Regelungen für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen beinhalten. „Bei dieser Materie besteht dringender Klärungsbedarf. Es braucht eine Lösung für Grenzgänger, die im Home Office arbeiten – auch außerhalb von Lockdowns“, betont Sabine Scheffknecht. Die NEOS fordern deshalb Planungssicherheit für Vorarlberger Grenzgänger:innen. Es brauche praxisnahe Lösungen in steuer-, sozial- und arbeitsrechtlicher Hinsicht ist Scheffknecht überzeugt.

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