Die jüngste Anfragebeantwortung von Bildungsminister Polaschek an die NEOS zeigt für Vorarlberg ein kritisches Bild. Österreichweit ist der Höhepunkt der Pensionierungswelle bei den Lehrpersonen erkennbar. Während aber in anderen Bundesländern die Kurve bereits abflacht, wird Vorarlberg den Höhepunkt der Pensionierungen erst in den nächsten Jahren erreichen: "Mit fatalen Folgen für unsere Kinder. Schon im letzten Schuljahr stellten Krankenstände oder Karenzen den Schulbetrieb an vielen Schulen vor größte Herausforderungen und waren oft nur mit Notfallplänen zu bewerkstelligen“, schildert Gasser die Problematik. "Das wird sich in Zukunft noch verschärfen. Kleinschulen müssen schließen, die Klassen werden immer größer und an Teamteaching ist vielerorts nicht mehr zu denken. Wer auf der Strecke bleibt, sind die Lehrpersonen und Direktoren, die in einem Tohuwabohu an Bürokratie ertrinken und unsere Kinder, die nicht mehr individuell gefördert und gefordert werden können, weil den Lehrpersonen schlicht die Zeit dafür fehlt."
Die NEOS zeigen nicht nur seit Jahren Fehlentwicklungen im Bildungsbereich auf, sondern schlagen auch konkrete Maßnahmen vor. Gasser wirbt etwa dafür, Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen für eine Karriere im Lehrberuf zu motivieren: „Hier braucht es aber noch viel attraktivere Möglichkeiten für die pädagogische Ausbildung, die aus unserer Sicht zwingend notwendig ist. Motivierte und engagierte Quereinsteiger in ausreichender Zahl für eine solche pädagogische Ausbildung zu gewinnen, wird aber erst gelingen, wenn sich bei der Ausbildung selbst und beim Einstiegsgehalt etwas ändert.“
„Wenn es kurz und mittelfristig deutlich mehr Pensionierungen als Absolventinnen und Absolventen gibt, sind Engpässe leider keine große Überraschung“, warnt Gasser. Der designierte NEOS-Klubobmann zeigt sich besonders verwundert, dass die Landesregierung die besorgniserregenden Zahlen seit Jahren kenne, aber offenbar keine anderen Lösungen gefunden habe, als im Burgenland mit Bonuszahlungen zu werben. "Dass damit die Vorarlberger Lehrerpersonen – die täglich für unsere Kinder da sind und dabei oft an ihre Grenzen gehen – vor den Kopf gestoßen werden, blieb offensichtlich unbeachtet."
Dabei wären die Lösungsansätze längst verfügbar: "Eine gemeinsame Bildung mit innerer Differenzierung, Ganztagesschulen mit interdisziplinären Teams, eine Veränderung der Haltung in Richtung einer zeitgemäßen, zukunftsorientierten, inklusiveren, chancengerechteren Bildung, eine umfassende und gelebte Schulautonomie sowie eine breite Bildungsdebatte. Dazu gehört jedenfalls ein neuer Bildungs- und Leistungsbegriff, eine Entideologisierung der Bildung sowie ausreichend finanzielle Ressourcen", so Gasser: "Eine erstklassige Bildung ist ein zentrales Element für die Zukunftschancen unserer Kindern – diese muss uns mehr Wert sein."